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Wie gewährleistet ein strukturelles Verglasungssystem die Sicherheit des Glases, die Zuverlässigkeit der Haftung und die Redundanz in Ausfallszenarien?
Sicherheit und Redundanz in der Strukturverglasung werden durch mehrstufige Planungsstrategien erreicht: Glasauswahl und Kantenbearbeitung, Spezifikation des Klebstoffsystems, mechanische Abstützung und detaillierte Konstruktion. Die Sicherheit von Glas beginnt mit der Auswahl geeigneter Glasarten – thermisch vorgespanntes oder vollgefedertes Glas für monolithische Einheiten oder Verbundglas für den Fall eines Bruchs. Verbundglas hält die Bruchstücke im Bruchfall an der Zwischenschicht haften und verhindert so die Gefahr herabfallender Teile. Für eine zuverlässige Haftung werden Hochleistungssilikone und -klebstoffe mit nachgewiesener Zugfestigkeit, Dehnung und geringem Kriechverhalten unter Dauerlasten und Temperaturwechseln ausgewählt. Kompatibilitätstests der Klebstoffe mit Glasoberflächenbehandlungen, Abstandhaltern und jeglichen Primern sind obligatorisch. Sich bei kritischen Fassaden allein auf Klebeverbindungen zu verlassen, ist jedoch unzureichend. Planer integrieren daher üblicherweise mechanische Abstützsysteme – diskrete Punktanker, Spider-Befestigungen oder verdeckte Rahmen –, die so dimensioniert sind, dass sie die maximale Last im Falle eines Klebstoffversagens aufnehmen können. Redundanz kann passiv (mehrere Verankerungen pro Einheit, sekundäre Lastpfade) oder aktiv (überwachte Sensoren an Verankerungen oder Fassadenelementen) sein. Kanten- und seismische Details – wie z. B. Verschleißdichtungen, Bewegungsspielräume und kontrollierte Auflageflächen – schützen Klebeverbindungen vor Schälspannungen. Im Schadensfall hält Verbundglas die Bruchstücke zurück, während zusätzliche Verankerungen das Paneel sichern; Entwässerungs- und Auffangvorrichtungen reduzieren das Risiko herabfallender Trümmer. Regelmäßige Inspektionen, zerstörungsfreie Prüfungen des Drehmoments und Zustands der Verankerungen sowie die Instandhaltung der Dichtstoffe gewährleisten die langfristige Sicherheit. Wichtig ist, dass die Leistungsfähigkeit durch Prüfungen (z. B. zyklische Belastungstests, Haftungsprüfungen und Bruchverhalten) nachgewiesen und in einem Fassadenwartungshandbuch dokumentiert wird, um die Sicherheit über den gesamten Lebenszyklus der Fassade zu gewährleisten.